Erschienen im Wochenblatt, am 7. Dezember 2023
Lichterzeit - zwischen Besinnlichkeit und Besinnung am Jahresende
Die Winternächte sind da: kalt, zappenduster und im Idealfall sternenklar. Wir bewegen uns auf den kürzesten Tag des Jahres zu – die sogenannte Wintersonnenwende am 22. Dezember. Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang vergehen gerade mal 8 Stunden und 21 Minuten. Zwischen November und Dezember beginnt auch die Zeit der Lichter. In Nuglar-St. Pantaleon konnte man gleich zweimal seine Laterne durchs Dunkle tragen: Kindergarten und Schule organisierten den traditionellen Räbäliechtliumzug zur Breiten Rüti – einem von Irrlichtern befreiten Natur-(spiel-)platz. Eine Woche darauf zog die Waldspielgruppe mit ihren selbstgemachten Laternen durch die Mondnacht. Der Spaziergang endete gleich hinter unserem Haus bei Suppe und Schlangenbrot. Für die Stimmung hängten wir verschiedene Lichter in die Bäume. Pünktlich zum Dezemberbeginn fiel dann der erste Schnee und die ersten Adventskerzen wurden angezündet. Zeitgleich hatte in Nuglar und St.Pantaleon der Reigen der beleuchteten Adventsfenster seinen Auftakt.
Das Wohnen von Morgen oder die Auseinandersetzung mit erneuerbaren Energien
Gibt es etwas Schöneres, als bei klirrender Kälte am Feuer zu sitzen oder die Stube mit Kerzen zu erhellen? In den letzten Jahren merkte ich zudem, wie sich mein Bezug zu Licht und Wärme verändert hatte. Mein Bewusstsein für den Verbrauchen von Energie hatte sich geschärft. Die Lichterzeit - sie wurde zur Zeit zwischen Besinnlichkeit und Besinnung. Fand ich es einst normal, dass in der Weihnachtszeit fast jedes Haus festlich bis üppig beleuchtet war, so überlege ich heute zweimal, ob ich überhaupt eine Lichterkette in den Eingang hänge. Diese erhöhte Sensibilität hat sicher damit zu tun, dass wir alle in den letzten Jahren – politisch wie ökologisch begründet – auf mangelnde Energiereserven hingewiesen und zum unbedingten Stromsparen angehalten wurden. Daneben haben mich aber auch persönliche Entscheidungen wie eine veränderte Wohnsituation dazu bewogen, mehr über unseren Energieverbrauch nachzudenken. Mit meiner Familie geniesse ich das Privileg, in einem Holzhaus zu wohnen, in dem der Grossteil des Stroms, des warmen Wassers und der Heizwärme über Sonnenkollektoren, PV-Anlage und Holzofen erzeugt werden. Damit sind wir längst nicht die Einzigen im Dorf. Immer mehr Leute setzen etwa auf solare Direktwärme. Dass der Diskurs darum in der Bevölkerung angekommen ist, spiegelt sich etwa darin, dass der vom Verein Nebelfrei organsierte Vortrag über erneuerbare Energien äusserst gut besucht war.
Über Wärme, Licht und Energie - und warum ein Bewusster Umgang glücklich macht
Es macht mich zufrieden, wenn sich unsere Kinder am Morgen ganz ungezwungen aufs Ofenbänkli kuscheln, anstatt über kalte Füsse zu klagen. Zugegeben, der morgendliche Gang in die Kälte, um das Anfeuerholz zu holen, kostet etwas Überwindung. Ich empfinde es jedoch als besonderes Glück, den Zusammenhang zwischen natürlichen Ressourcen, dem eigenen Handeln und gewissen Annehmlichkeiten zu spüren: Wieviel Holz braucht es für eine heisse Dusche und wie lange reichen die Sonnenstrahlen aus, bevor das Stromnetz zum Einsatz kommt?
Mir ist klar, dass nicht alle die Möglichkeit haben, autonom über ihre Energiequellen zu verfügen. Doch können wir alle um einen bewussten Umgang bestrebt sein und uns etwa fragen, ob ein Gespräch am Lagerfeuer unsere Herzen letztlich nicht mehr wärmt, als ein Glühwein unter dem Wärmepilz.
Julia Schallberger, Dezember 2023
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